Lyrik

Familienporträt von jungen Sternen im Nest ihrer embryonalen Gaswolke

 

Wir leben nicht vom Geist getrennt, wir sind in ihm.

(Plotinus)

 

Zum Wegweiser auf der kosmischen Reise

 

 


Peter Rosegger (1943 - 1918)

 

Wenn ein Dichter aus sich heraussingt, ... dann gibt er den Menschen zurück, was er von ihnen hatte, verzinst mit seiner eigenen Seele, und er ist mit den unheimlichen Mächten nicht mehr allein. In dieser Befreiung liegen die Wonnen der Lyrik, und zwar auch dann, wenn das Lied still in der Mappe bleibt. Schon das sich Gegenständlichmachen einer lebhaften Empfindung in Wort und Form ist oft Erlösung. Der Kurswert des Liedes aber liegt darin, dass es solchen die eigenen Herzen öffnet, die keinen Schlüssel dazu haben ... Es darf der Sänger nichts singen wollen, was nicht in ihm schon vorbereitet ist. Ebensowenig kann der Leser vom Lyriker empfangen, das nicht schon verborgen keimend in seiner eigenen Natur ruht. - Dich lieber Freund, grüße ich zu guter Stunde, vermutend, dass mein Lied auch dein Lied ist.

Aus Roseggers Vorwort zur Gedichtsammlung "Mein Lied"

 


 

Hege deine Visionen, halte an deinen Idealen fest, bewahre die Musik, die sich in dir regt, die Schönheit, die sich in deinem Herzen bildet, die Lieblichkeit, die deine reinsten Gedanken begleitet. Wenn du ihnen treu bleibst, wird deine Welt am Ende vollständig sein.

James Allen

Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume

 


 

Manche Leute reagieren körperlich auf den Zauber der Poesie, auf deren Bedeutung. Das zeugt von echter Offenbarung, von Verbindung, Anteilnahme auf höchster Ebene ... Ein gutes Gedicht ist ein Beitrag zur Wirklichkeit. Die Welt ist nicht mehr dieselbe, wenn man ihr einmal ein gutes Gedicht hinzugefügt hat. Ein gutes Gedicht hilft, die Gestalt und Bedeutung des Universums zu verändern, hilft dabei, die Kenntnisse aller über sich selbst und die Welt um sich herum zu erweitern.

Dylan Thomas

Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume

 


 

Dichtkunst ist die ehrlichste und unmittelbarste Kunstform, die ich kenne. Sie ist roh und ungefiltert. Sie ist ein lebendiger, schöpferischer Ausdruck und verdient es, größere Zuhörerschaft zu finden, um in unserer Kultur und in unserem Leben besser geschätzt und verwendet zu werden. Es gibt so wunderbare Dichtkunst in der Welt, die gerne Stimme haben möchte. Meine Hoffnung liegt darin, zu helfen, ein Verständnis und ein Gefühl für diese Stimme zu erwecken.

Ich habe erkannt, dass sich nicht jedes Gedicht für die Musik eignet - manche Gedanken brauchen nur gegen die Stille gesungen zu werden. Es gibt sanfte und wenig greifbare Teile unserer selbst, die so wesentlich sind, um Herzlichkeit zu öffnen, Frieden zu finden, die Einsicht und den spirituellen Bereich unseres Lebens zu entfalten, unsere Seele zu enthüllen. Poesie ist ein Weg in diese Teile unseres Seins, wo wir verstehen, wer wir waren, und wo wir entdecken und entscheiden, wer und was wir sein werden. Sie macht uns vertraut mit uns selbst und anderen und mit menschlicher Erfahrung. Sie schürt das Göttliche in uns und flüstert all das, wofür es keine Worte gibt, und das ist wichtig, um dem menschlichen Gefühl Ausgleich und Größe zu verleihen.

Jewel Kilcher

Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume

 


 

Ich habe gewissermaßen eine Wäscheleine gespannt vom Traum zur Wirklichkeit. Es gibt natürlich immer mehr als genug Leute, die mir klarmachen, dass man an einem Traum keine Wäscheleine festknoten kann. Und tatsächlich stürzt alles, was ich daran aufhänge, regelmäßig auf mich hinunter, und dann falle ich quietschvergnügt auf den Bauch, denn ich weiß, dass nur im Chaos wie Pfingstblumen die Lieder blühen.

Herman van Veen

 

 

 

 

 

 

 

Dieser kleine Vogel
(von John D. Loudermilk)

Es gibt einen kleinen Vogel, der wurde auf die Erde geschickt
Um im Wind zu leben
Er treibt im Wind und er schläft im Wind
Dieser kleine Vogel, den jemand geschickt hat

Leicht und zart, die Federn blau wie der Himmel
Schmal und anmutig, von der Sonne durchschienen
Er fliegt so hoch am Himmel oben
Weit außerhalb der menschlichen Sichtweite

Leicht und zart, die Federn blau wie der Himmel
Schmal und anmutig, von der Sonne durchschienen
Und das einzige Mal, dass er den Boden berührt
Ist, wenn dieser kleine Vogel stirbt

Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume

 

 

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Aus "Schlafes Bruder" (von Robert Schneider)

"Die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres erkennen sich am Gang ihres Herzens ... Die finden sich; Und seien sie Wochen voneinander entfernt. Der Mensch hetzt von einem Geliebten zum anderen und weiß nicht, dass Gott ihm einen einzigen Menschen von Ewigkeit her zugedacht hat, der das selbe Herzschlagen trägt, den selben Klang, den selben Atem."

 

 

 

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Staub im Wind
(nach "Dust in the Wind" von Kerry Livgren)

Ich schließe die Augen
Nur für einen Augenblick - und schon ist er vorbei
Meine ganzen Träume
Ziehen an meinem Auge vorüber - merkwürdig

Das selbe alte Lied
Nur ein Tropfen Wasser in einem endlosen Meer
Alles, was wir tun
Bröselt auf den Boden, solange wir uns weigern zu erkennen

Staub im Wind
Wir sind doch einfach Staub im Wind

Also halte nichts fest
Nichts ist von Dauer außer Erde und Himmel
Die Zeit verrinnt
Und für dein ganzes Geld kannst du nicht eine
einzige weitere Minute kaufen

Staub im Wind
Wir sind doch einfach Staub im Wind
Staub im Wind
Alles ist Staub im Wind

Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume

 

 

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Bruder Sonne, Schwester Mond
(nach "Brother Sun, Sister Moon" von Donovan Leitch)
Inspiriert vom
"Sonnengesang" des Hl. Franz von Assisi

Bruder Sonne und Schwester Mond
Ich sehe euch nur selten
Selten höre ich eure Melodie
Bin vertieft in mein selbstsüchtiges Elend

Bruder Wind und Schwester Luft
Öffnet mir die Augen
Für den reinen und klaren Blick
Damit ich die Herrlichkeit um mich herum erkennen kann

Ich bin ein Wesen Gottes
Ich bin ein Teil von ihm
Ich spüre, wie seine Liebe
Mein Herz erweckt

Bruder Sonne und Schwester Mond
Jetzt erkenne ich euch
Ich kann eure Melodie hören
So voller Liebe für alles, was mein Auge fasst

Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume

 

 

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Stell dir vor
(nach "Imagine" von John Lennon)

Stell dir vor, es gibt kein Paradies
Es ist einfach, du musst es nur versuchen
Keine Hölle unter uns
Über uns nur Himmel

Stell dir vor, alle Menschen
Leben für das Jetzt

Stell dir vor, es gibt keine Länder
Es ist gar nicht so schwer
Nichts, wofür man töten oder sterben müsste
Und auch keine Religion

Stell dir vor, alle Menschen
Führen ein Leben in Frieden

Du wirst sagen, ich bin ein Träumer
Aber ich bin nicht der einzige
Ich hoffe, du wirst uns eines Tages begleiten
Und die Welt wird im Einklang leben

Stell dir vor, kein Besitz
Ich möchte wissen, ob du das kannst
Kein Bedürfnis nach Habgier oder Verlangen
Eine Verbrüderung der Menschen

Stell dir vor, alle Menschen
Teilen sich die ganze Welt

Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume

 

 

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kind der sterne
(von Wolf Maahn)

sie war ein kind der sterne, sie war voller charme
lachte auf meinen knien, weinte in meinem arm
sie rief laut meinen namen, zog mir an den haar'n
ihre blicke waren albern, ihre blicke waren warm

sie war ein kind der sterne - gradeaus und frei
und die welt auf ihren schultern war kinderleicht
jetzt kennt sie keine richtung und hat schon genug
und spielt mit ihrem fahrschein für den letzten zug

nicht schwarz, nicht weiß - ist nicht kalt oder heiß
sie weiß nicht mehr wo's lang geht, dreht sich hilflos im kreis
nicht ja, nicht nein - ist nicht wasser, nicht stein
sie hat sich irgendwann verlor'n und findet nicht mehr heim

sie war ein kind der sterne und wuchs prächtig auf
was gut oder schlecht war fühlte sie genau
jetzt schweigt sie allwissend - hat für sich abgeklärt
die einen kläffen mit der meute - die andern gar nicht mehr

sie liegt auf meinen knien und ist weit, weit weg
so als sucht sie in der ferne irgendein versteck
sie war ein kind der sterne ohne ein problem
was ist passiert? - ich werd' es nie verstehn

nicht schwarz, nicht weiß - ist nicht kalt oder heiß
sie weiß nicht mehr wo's lang geht, dreht sich hilflos im kreis
nicht ja, nicht nein - ist nicht wasser, nicht stein
sie war ein kind der sterne und findet nicht mehr heim

 

 

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Traurig tanzen
(Herman van Veen)

Es gibt nichts Schöneres -
Es gibt nichts Schöneres als singen
Und dann kommt tanzen - ist auch besonders schön
Sogar wenn ich traurig singe, bin ich sehr glücklich

Und ich bin total glücklich - bin ich
Wenn ich traurig tanze
Das ist das Allerschönste
Das müssen sie mal versuchen

 

 

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Du bist wie die Wintersonn'
(Joesie Prokopetz)

Du bist a Tropf'n Wasser in der Wüste
A Goldstück unter Steinen - du bist
Als wie a Hand, die aus'm Dreck mi' aussezaht

Du bist wie a Samen, der in mir keimt
Du bist wie die Wintersonn'
Die nur an manchen Tagen scheint

Du bist wie a Bild, das i' net lang
G'nua anschau'n kann - und du bist
Als wie a Lied, das i' hör' und net versteh'

Du bist wie a Gedicht, das si' leiwand reimt
Du bist wie die Wintersonn'
Die nur an manchen Tagen scheint

Du bist wie a Schatt'n, der von irgendwo kommt
Als wie a Uhr, die steh'nblieb'n is'
Du bist wie a Brille, durch die i' alles rosa seh'

Du bist wie die Meeresbrandung, die an die Felsen schäumt
Du bist wie die Wintersonn'
Die nur an manchen Tagen scheint

 

 

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Gedicht über den Schlaf
(Jelaludin Rumi - persischer Dichter)

Des Nachts befreist du unsern Geist
Vom Körper und von seinen Fesseln
Und machst ihn wieder rein und klar
Wie eine unbeschriebne Tafel.

Des Nachts entlässest du den Geist
Aus seinem Käfig. Er ist frei
Und herrscht nicht über seinen Käfig
Und wird auch nicht von ihm beherrscht.

Des Nachts weiß kein Gefangner mehr
Dass ein Gefängnis ihn umschließt.
Des Nachts, o Schlaf, weiß selbst ein König
Nichts mehr von seiner Majestät.

Des Nachts denkt keiner an Gewinn
Und sorgt sich nicht um den Verlust.
Des Nachts frägt keiner, welche Ehre
Er dem und jenem schuldig sei.

 

 

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Durch deine Liebe
(Marius Müller-Westernhagen)

Du machst Blinde seh'n
Du machst Lahme geh'n
Durch deine Liebe
Kann es gescheh'n

Machst aus Wasser Wein
Bist der Sonne Schein
Durch deine Liebe
Kann es so sein

Du küsst Tote wach
Du machst stark was schwach
Durch deine Liebe
Liebe ist Macht

Ich hab' dich unterschätzt
Hielt dein Wort für Geschwätz
War schon zu oft verletzt
Durch deine Liebe

Durch deine Liebe
Durch deine Liebe
Tödlich verletzt

 

 

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Zerbrechlich
(Nach "Fragile" von Sting)

Falls Blut fließt wenn Fleisch und Stahl eins sind
Welches dann im Schein der Abendsonne gerinnt
Wird der nächste Regen die Flecken wegwaschen
Aber in unseren Herzen wird immer etwas davon bleiben

Wahrscheinlich sollte dieser allerletzte Akt dazu dienen
Jenes Thema vorzubringen, das uns ein Leben lang begleitet
Dass von Gewalt nichts kommt, das war schon immer so
Für all jene, die unter einem schlechten Stern geboren wurden
Damit wir nicht vergessen, wie zerbrechlich wir sind

Unaufhörlich fällt der Regen
Wie die Tränen eines Sternes
Unablässig erzählt uns der Regen
Wie zerbrechlich wir sind

Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume

 

 

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Die wahren Farben
(Nach "True Colors" von Tom Kelly und Billy Steinberg)

Du mit deinen traurigen Augen, lass dich nicht entmutigen
Oh ich sehe ja ein, dass es schwer ist, Mut zu fassen
In einer Welt voller Leute kann man leicht die Übersicht verlieren
Und die Dunkelheit in dir kann dich ziemlich klein vorkommen lassen

Aber ich sehe deine wahren Farben durchscheinen
Ich sehe deine wahren Farben und darum liebe ich dich
Also fürchte dich nicht davor, deine wahren Farben zu zeigen
Wahre Farben - so wunderbar wie ein Regenbogen

Und jetzt zeig mir ein Lächeln, sei nicht unglücklich
Ich weiß gar nicht mehr, wann du zum letzten Mal gelacht hast
Wenn dich diese Welt verrückt macht, und du alles, was du ertragen kannst
Auf dich genommen hast - ruf nach mir, denn du weißt, ich werde da sein

Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume

 

 

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Ich bin frei
(Nach "I'm free" von Pete Townshend)

Wenn ich dir sage, wie man die höchsten Höhen erreichen kann
Lachst du nur und meinst: So einfach ist das nicht
Aber du hast es schon oft genug gehört: Messias wies zur Tür
Und niemand hatte den Mut, den Tempel zu verlassen

Ich bin frei - ich bin frei
Und Freiheit schmeckt nach Wirklichkeit
Ich bin frei - ich bin frei
Und ich warte darauf, dass du mir folgst

Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume

 

 

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Was ist ein Freund?
(Carmen Nannen)

Das will ich dir sagen: Es ist jemand, bei dem man es wagt, ganz selbst zu sein. Deine Seele zeigt sich ihm völlig nackt.
Er scheint dich darum zu bitten, dich nicht zu verhüllen - nur zu sein, was du bist. Er will nicht, dass du besser oder schlechter bist.

Wenn du bei ihm bist, spürst du, wie sich ein Gefangener fühlt,
bei dem sich gerade seine Unschuld herausgestellt hat.
Du brauchst nicht auf der Hut zu sein.
Du kannst sagen, was du denkst, solange du nur ganz aufrichtig du bist.

Er versteht diese Widersprüche in deinem Wesen,
die andere dazu bringen, dich zu verurteilen.
Bei ihm kannst du frei atmen.

Du kannst dich zu deinen kleinen Eitelkeiten bekennen, zum Neid, zum Hass und zu deinem zweifelhaften Umgang, deiner niederen Gesinnung und Albernheit. Und indem du sie ihm offenbarst, verlieren sie sich, aufgelöst auf dem weiten Ozean seiner Treue. Er versteht.

Mit ihm kannst du weinen, sündigen, lachen und beten.
Er sieht, kennt und liebt dich - ganz und gar.
Ein Freund? Was ein Freund ist? - Noch einmal:
Einfach jemand, bei dem du es wagst, ganz du selbst zu sein.

Freundschaft ist eine Seele, die zwei Körper bewohnt!

Verfasserin: Carmen Nannen © 2000

 

 

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Die Mütter der Verschwundenen
(Nach "Mothers of the Disappeared" von Bono Vox)
Für Amnesty International

Mitternacht - unsere Söhne und Töchter
Wurden niedergeschlagen, sie wurden uns genommen
Hört ihren Herzschlag ...
Wir hören ihren Herzschlag

Im Wind hören wir ihr Lachen
Im Regen sehen wir ihre Tränen
Hört ihren Herzschlag ...
Wir hören ihren Herzschlag

Die Nacht hängt über uns wie ein Gefangener
Schwarz und blau überzogen
Hört ihren Herzschlag ...
Wir hören ihren Herzschlag

In den Bäumen stehen nackt unsere Söhne
Durch Mauern weinen unsere Töchter
Seht ihre Tränen im Regenschauer

Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume

 

 

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Wie die Tränen fließen
(Nach "As tears go by" von Jagger/Richards/Oldham)

Es ist Abend - ich sitze da
Und schaue den Kindern beim Spielen zu
Lachende Gesichter sind zu sehen
Doch sie lachen nicht für mich
Ich sitze da und sehe nur die Tränen fließen

Mein ganzer Reichtum kann mir nicht alles kaufen
Ich möchte die Kinder singen hören
Doch alles was ich höre, ist der Klang
Von Regen, der auf den Boden prasselt
Ich sitze da und sehe nur die Tränen fließen

Es ist Abend - ich sitze da
Und schaue den Kindern beim Spielen zu
Wie sie Dinge tun, die ich früher auch machte
Von denen sie glauben, sie wären neu
Und ich sitze da und sehe nur die Tränen fließen

Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume

 

 

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Die Liebe
(Hazrat Inayat Khan)

Das Ross der Hoffnung reitend
Die Zügel des Mutes in der Hand
Mit der Rüstung der Geduld bekleidet
Und die Beharrlichkeit als Helm auf meinem Haupt
So brach ich auf zum Land der Liebe

Die Lanze unerschütterlichen Glaubens tragend
Gegürtet mit dem Schwert der festen Überzeugung
Mit der Wegzehrung der Aufrichtigkeit
Und dem Schild des Ernstes
So zog ich auf dem Pfad der Liebe hin

Mein Ohr dem wirren Lärm der Welt verschlossen
Mein Auge aller Lockung abgewandt
Mein Herz im Rhythmus meines Aufwärtsstrebens pochend
Vom Lodern meiner Seele auf dem Pfad geleitet
So bahnte ich den Weg mir durch den Raum

Ich zog durch dichte Wälder ewigen Begehrens
Ich überschritt der Sehnsucht schnelle Flüsse
Ich wanderte durch Wüsten stillen Leidens
Und ich erklomm die steilen Höhen steten Ringens

Doch da ich in den Lüften immer eine Gegenwart spürte
Frug ich: "Bist du es, meine Liebe?"
Und eine Stimme traf mein Ohr.
Sie sagte: "Nein, ich bin noch viel weiter fort."

 

 

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Raga - Die Seele ruft Gott an
(Hazrat Inayat Khan)

Im Schwanken der Zweige
Im Flug der Vögel
Und im Fließen des Wassers
Sehe ich deine Hand, Geliebter
Mir Lebewohl zuwinken

Im Seufzen des Windes
Im Brüllen des Meeres
Und im Krachen des Donners
Sehe ich dich weinen, Geliebter
Und vernehme deinen Ruf

In der Verheißung der Morgenröte
Im Erwachen des Tages
Und im Lächeln der Rose
Sehe ich deine Freude, Geliebter
Über meine Heimkehr

 

 

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Heimgefunden
(Walburga Rauchenwald)

Mit meiner Nase
zwischen deinen Schulterblättern
habe ich geträumt

weil ich zu Hause bin
in deiner Haut

weil ich zu Hause bin
im Klang deiner Stimme

weil ich zu Hause bin
im Geruch deines Wesens

weil ich zu Hause bin
in der Tiefe deiner Seele

und im Traum habe ich geweint
weil ich heimgefunden habe

und ich bin aufgewacht

 

 

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Der lange Weg
(Nach "The Long Road" von Eddie Vedder)

So lange habe ich mich gesehnt, kann nicht bleiben
All die kostbaren Augenblicke müssen vergehen
Es sieht nicht nach Fallwind aus, kann nicht bleiben
Ohne dich fehlt etwas - kann's nicht sagen

Den langen Weg gehen wir alle, können nicht verweilen
Wir brauchen uns nicht zu verabschieden
All die Freunde und die Familie
All die Erinnerungen kreisen, kreisen, kreisen ...

So lange habe ich mich gesehnt
Wie sehne ich mich heut' nach dir

Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume

 

 

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Der Mann aus dem All
(Nach "A Spaceman Came Travelling" von Chris de Burgh)

Einst kam ein Mann aus dem All in seinem Schiff angereist
Vor Ewigkeiten schon hatte seine Mission in weiter Ferne begonnen
Über einem Dorf hielt er seine Raumfähre an
Und sie schwebte am Himmel wie ein Stern - so wie ein Stern

Er folgte einem Licht und begab sich zu einer Hütte herab
Wo eine Mutter mit ihrem Kind auf einem Bette lag
Sein Kopf war umschienen von silbern strahlendem Licht
Er hatte das Gesicht eines Engels - und sie erschraken

Dann sprach der Fremde: Fürchtet euch nicht!
Ich komme von einem Planeten, weit weg von hier
Um der Menschheit eine Botschaft zu überbringen
Plötzlich war die Luft erfüllt von der lieblichsten Musik - und sie brachte:

Friede und Wohlwollen allen Menschen
Und Liebe für das Kind

Die Erde erbebte unter diesen entzückenden Klängen
Und viele erwachten als sie die Musik vernahmen
Reisende waren unterwegs, sie fanden das Dorf
Geführt von dem Lichte des Schiffes am Himmel, das weithin erstrahlte

Bevor der neue Tag anbrach, der Himmel dämmerte bereits
Wandte sich der Fremde um und sagte: Ich muss jetzt fliegen
Aber wenn zweitausend Jahre eurer Zeit um sind
Wird dieses Lied noch einmal erklingen - zum Schrei eines Kindes

Die ganze Welt wartet darauf, das Lied wieder zu hören
Tausende stehen vor dem Abgrund der Welt
Aber irgendwo bewegt sich ein Stern, die Zeit ist reif
Das Lied wird noch einmal erklingen - zum Schrei eines Kindes

Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume

 

 

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Und sie gefielen mir beide
(Peter Rosegger)

Zur Morgenfrüh' hab' ich erlebt
Wohl eine liebe Freude,
Zwei Mägdlein standen am Gartenzaun,
Das eine war blond, das andere braun;
  Und sie gefielen mir beide.

Die eine war ernst gegürtet und blass,
Gehüllt in dunkle Seide,
Die andre leicht geschürzt und bunt,
Mit Veilchenaug' und Rosenmund;
  Und sie gefielen mir beide.

Da scholl von der Kirche Glockenklang
Zum Jubel oder zum Leide,
Die eine erglüht und betet leis,
Die andere trillert muntere Weis';
  Und sie gefielen mir beide.

Da scherzten zu Paaren in Liebeslust
Die Schäflein auf grüner Weide,
Die eine senkt das Auge mild,
Die andre hüpft und jauchzet wild;
  Und sie gefielen mir beide.

Da kam ein Vöglein geflogen herbei,
Sich bergend im nahen Getreide,
Die eine horcht dem fröhlichen Sang,'
Die andre hebt den Arm zum Fang;
  Und sie gefielen mir beide.

Da neigte ich, bettelnd um einen Kuss,
Mich über des Zaunes Scheide;
Die eine blickte mit strafendem Stolz,
Die andere blinzelte gegen das Holz;
  Und sie gefielen mir beide.

 

 

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Lasst den Sonnenschein in euch hinein
(Finale des Musicals "Hair"/dt. Text: Walter Brandin)

Wir sehen einander hungrig in die Augen
In Wintermäntel eingehüllt
Und in Düfte aus Retorten
Glauben noch großen Worten
Aus dem bösen alten Märchenbuch
Sterbend schon sind wir noch stolz
Auf den Staub vom letzten Atomversuch

Dennoch - es bleibt die Ahnung einer Größe
Das Schweigen in mir sagt so oft:
Einmal streift ihr Flügel jeden
Schweigen kann deutlich reden!
Und wer hören kann
Erfährt von ihm alles - alles!

Wir sehen einander hungrig in die Augen
In Wintermäntel eingehüllt
Und in Düfte aus Retorten
Reden von einer Freiheit
Die nur auf dem Papier besteht
Während mit Musik das Boot
In dem alle sitzen, schon untergeht

Wir nur, wir aber wissen wenn wir singen
Wenn unsere Spinnwebsitars klingen
Das Leben kann von innen neu beginnen
Lasst die Sonne
Lasst den Sonnenschein in euch hinein!

 

 

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Aller-Heiligen
(Unbekannter Verfasser)

Nur die Heiligen heilen die Welt.
Durch die Eiligen wird sie entstellt.
Durch die Hassenden wird sie zerstört,
durch die Prassenden eitel entleert.

Die nur Tüchtigen retten sie nicht,
und die Süchtigen löschen das Licht.
Die still Tragenden bauen das Haus,
die Entsagenden schmücken es aus!

Die Gott dienenden segnen die Zeit,
und die Sühnenden tilgen das Leid.
Dich zu beteiligen bist du bestellt.
Tritt zu den Heiligen und heile die Welt.

 

 

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So bist du
(Peter Maffay)

Wenn ich geh', dann geht nur ein Teil von mir
Und gehst du, bleibt deine Wärme hier

Wenn ich wein', dann weint nur ein Teil von mir
Und der and're lacht mit dir

Wenn ich schlaf', dann schläft nur ein Teil von mir
Und der and're träumt mit dir

Wenn ich sterb', dann stirbt nur ein Teil von mir
Und stirbst du, bleibt deine Liebe hier

 

 

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Lung-ta
(Vom Ehrwürdigen Sangharakshita)

Ich bin das Windpferd!
Ich bin der König des Alls, der Meister der Unendlichkeit.
Feurig leuchtenden Hufes
Streife ich durch das Universum!
An einem edelsteinglänzenden Sattel
Trage ich auf meinem starken Rücken
Die Drei Flammenden Juwelen durch die Welt.

Gemeinsam mit dem Elefanten, dem Stier und dem Löwen
Umschritt ich würdevoll den Sockel
Von Asokas Säule.
Zu viert trugen wir Getier
Das mächtige achtspeichige Rad zwischen uns,
Das unaufhaltsam durch
Himmel und Erde rollt.

Ich bin das Windpferd!
Ich bin Gedanke in seiner reinsten Form,
Gefühl vom Erhabensten,
Energie im Überfluss.
Ich bin Ehrerbietung.
Ich bin die Gesinnung der Freundlichkeit.
Ich bin Freude.

Und wenn ich mich hinabstürze oder emporschwinge,
Hinterlasse ich als Spur einen Regenbogen.

 

Anmerkung: Lung-ta, das juwelengeschmückte Windpferd, trägt die Weisheit und den Segen der Schriften von Gebetsfahnen auf dem Wind zu allen Wesen dieser Welt.

Übersetzung: © Hubert Hirsch - Poetische Tagträume

 

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Meine Art, Liebe zu zeigen
(Miriam Frances)

Sieh den Tag am Himmel steh'n
Noch nicht müde, muss er geh'n
Doch die Nacht, die Anlauf nimmt
Tröstet ihn bestimmt

Nimm den Schatten von der Wand
Schweig mir leise aus der Hand
Lass die Zeiger stille steh'n
Und du wirst schon seh'n

    Meine Art Liebe zu zeigen
    Das ist ganz einfach schweigen
    Worte zerstören
    Wo sie nicht hingehören

Schwöre keinen lauten Schwur
Stell mir keine Fragen
Träum die Sternenpartitur
Ohne was zu sagen

Halt mich fest, doch halt mich nicht
Schreib mir alles ins Gesicht
Lass den Tag vorübergeh'n
Und du wirst schon seh'n

    Meine Art Liebe zu zeigen
    Das ist ganz einfach schweigen
    Worte zerstören
    Wo sie nicht hingehören

Spürst du wie die Zeit entflieht
Wie die Sehnsucht Kreise zieht
Lösch noch ein paar Lichter aus
Über uns'rem Haus

Schließ mich in die Stille ein
Lass mich einfach bei dir sein
Und das Rad der Nacht sich dreh'n
Dann wirst du schon seh'n

 

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MS
(Nicole Elinor Murlasits)

Nackt kauere ich am Boden
halte meine Füße fest
als wollten sie davonfliegen
und nie mehr zurückkehren

Die Arme hängen schwer an mir herab
unbeweglich und ohne Ziel
ich habe den Mut nicht mehr
aufzustehen

Der Körper lebt ohne mich
braucht mich nicht mehr
rückt sich selbst zurück
unbesiegbar

Der Geist
eine Fata Morgana im Wind
zerlegt und ausgelaugt
läuft verwirrt im Kreis

Gedankenverloren
halte ich am Leben fest
Zerteiltes flicke ich zusammen und
gehe weiter

 

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© Hubert Hirsch - Poetische Tagträume


 

Zum Wegweiser auf der kosmischen Reise

 

Yin-Yang